Ehrenamt im Fokus – Junge Engagierte bei der Jugendverbandsvollversammlung

Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern, ist heutzutage nicht mehr unbedingt leicht. Vor allem junge Menschen finden es oftmals schwierig, sich an einen Verein oder eine Organisation zu binden. Umso toller ist es, dass die Evangelische Jugend Köln und Region als Jugendverband regelmäßig tagt, um Partizipation zu leben, sich auszutauschen und weiterzubilden. So ging es jetzt bei der Jugendverbandsvollversammlung unter der Leitung des Vorsitzenden Yannick Lins sowie Ramona Willke im Haus der Evangelischen Kirche um das Thema „Ehrenamt“. Rund 30 junge Leute brachten sich in Workshops ein, diskutierten und nahmen zum Schluss viel Input zum Thema mit.

Gestartet hatte der Tag mit einer Andacht, in der Alissa Höhne, Theologische Referentin, über das neutestamentliche Bild der Speisung der 5000 daran erinnerte, dass jeder, der sich einbringt, auf seine Weise wertvoll ist. Sie bat die Anwesenden, sich zu fragen, wo Stärken und Schwächen sind, was der Jeweilige in die Versammlung mitbringen kann.

Im Anschluss daran erläuterte Daniel Drewes, Geschäftsführer des Jugendreferates, was zum Ehrenamt gehört. Er startete mit dem Stichwort „Wertschätzung“, betonte, dass es nicht selbstverständlich ist, sich ehrenamtlich zu engagieren.

„Wer Veränderung möchte, sollte aktiv werden“

Es ging weiter mit praktischen Tipps. So ging es um das Recht auf Sonderurlaub, das jeder ab 16 Jahren für die Durchführung seines Ehrenamts in Anspruch nehmen kann, um das Recht auf Fortbildung, um die Erstattung etwaiger Verdienstausfälle und die Übernahme von Kosten für Weiterbildung durch die Kirchengemeinden. Es ging um die Vergünstigungen, die eine Ehrenamtskarte mit sich bringt und darum, dass sich der Nachweis des ehrenamtlichen Engagements in Bewerbungen sehr gut macht. Außerdem brach Daniel Drewes eine Lanze für das Amt des Prädikanten / der Prädikantin, denn: „Wir freuen uns über jeden Jüngeren, der sich in dieser Form einbringt, um so die Gemeinden zu stärken, die Sicht der Jugendlichen zu repräsentieren.“ Drewes sprach aber auch davon, dass derjenige Jugendliche, der sein Recht auf Mitbestimmung wahrnimmt, die Pflicht hat, sich einzubringen. „Wer Veränderung möchte, sollte aktiv werden. Das könnte zum Beispiel auch als Teil eines Presbyteriums sein.“

Ein Planspiel folgte, bei dem es mit verteilten Rollen – Jugendliche versus Erwachsene – darum ging, in einer Kirchengemeinde in „Kleingroßstadt“ die Realisierung eines Jugendraums durchzusetzen. Fazit nach den Diskussionen: Es ist gar nicht so leicht, mehrere Generationen unter einen Hut zu bringen, konstruktives Diskutieren will geübt und gut vorbereitet sein. Die Suche nach Lösungen, nach Kompromissen oder auch nach Argumenten kann zäh sein, etablierte Strukturen lassen sich nicht ad hoc über den Haufen werfen. Das Szenario fanden alle Beteiligten sehr realistisch. An diese Einschätzung schlossen sich vor allem ein Kritikpunkt an: Festgefahrenheit seitens der Älteren, die Jugendlichen nicht selten mit Vorurteilen begegnen.

Daniel Bautz (21) und Aaron Schürmann (17) aus der Raderthaler Philippus-Gemeinde und Mitglieder des CVJM Köln-Süd empfanden das Planspiel als sehr gute Übung. So sagt Daniel, Gruppenleiter und Vorstandsmitglied im CVJM: „Die Diskussion war sicherlich anstrengend, aber auch ein gutes Training, um selbst in kontroversen Situationen sowohl ruhig als auch sachlich zu bleiben und im Fokus zu behalten, dass junge Leute sich natürlich für ihre Wünsche einsetzen dürfen.“ Aaron ergänzt: „Es war spannend, dass wir in unserer Gruppe zwar von den ,Älteren‘ viel Gegenwind erhalten haben, aber mit gutem Willen beiderseits dennoch eine Lösung gefunden wurde.“

Strukturen im Jugendreferat

Beim gemeinsamen Resümee der zwei Gruppen wurde klar: Das Wichtigste ist es, sich gut auf eine Diskussion vorzubereiten, sich eine Strategie für die Umsetzung der Wünsche zu überlegen und im Idealfall gleich auch einen Finanzplan aufzustellen, falls Kosten anfallen. Ratsam, so waren die Teilnehmenden sich einig, kann es auch sein, sich einen Erwachsenen als Moderator dazu zu holen. Im weiteren Verlauf des Nachmittags erhielten die jungen Leute dann noch Tipps zur Formulierung von Anträgen, erfuhren, welche Strukturen es im Jugendreferat gibt und welche Möglichkeiten, sich im Ehrenamt finanzielle Unterstützung zu sichern.

Die Idee, die Versammlung zukünftig innerhalb der Kirchengemeinden abzuhalten, wurde diskutiert, aber letztlich verworfen. So berichtet Julia Körfgen, Referentin für Partizipation: „Am Ende war der Konsens, dass das Haus der Evangelischen Kirche sich durch seine zentrale Lage als Tagungsort auch weiterhin am besten eignet.“

Das Thema der nächsten Versammlung wird „Öffentlichkeitsarbeit“ sein, zu dem Claudia Klein-Adorf, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Jugendreferat, den Teilnehmenden viele Tipps geben wird. Die nächste Frühjahrsversammlung findet am 2. März statt, die Tagung im Herbst am 21. September 2024. Start ist wie gewohnt jeweils um 9 Uhr.

 

Text: Katja Pohl – Foto(s): Matthias Pohl

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