Unsere Gesellschaft braucht mehr als Konsum – Gottesdienste und Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen

Am Mittwoch, den 15. April haben Bund und Länder erste Lockerungen der Kontakteinschränkungen vereinbart. Dies ist ein erster Fahrplan, wie eine schrittweise Rückkehr zur Normalität aussehen kann.

Dankbar sind wir der Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre mutmachende Ansprache und die guten Worte zur positiven Rolle der Kirchen in der Krise.

Im Zuge der weiteren Öffnung von Geschäften fragen wir uns allerdings, wann auch wieder Gottesdienste in unserer Kirche gefeiert werden können. Online Formate sind nur eine Übergangslösung, sie ersetzen nicht die Gottesdienstfeiern vor Ort.

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) ist im Gespräch mit den politisch Verantwortlichen in den vier Bundesländern im Bereich der EKiR um verantwortbare Lösungen hierfür zu finden. Es gab bereits ein Gespräch mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet.

Anlässlich eines Gespräches am 17. April im Bundesinnenministerium mit Vertretern der Kirchen und Religionsgemeinschaften zum künftigen Umgang mit religiösen Zusammenkünften in Zeiten von Corona wurde eine Vereinbarung getroffen, das Feiern von Gottesdiensten stufenweise wieder zu ermöglichen. Unter Einhaltung hygienischer Regelungen und Mindestabständen, soll dies bald nach dem 30. April erlaubt sein.

Die Evangelische Jugend in Köln und Umgebung unterstützt diese Bemühungen Gottesdienste und Seelsorge unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften möglichst bald zu ermöglichen. Sie fordert die Politik auf, ihren Maßnahmenkatalog zu erweitern und allen religiösen Glaubensgemeinschaften – immer unter der Beachtung der aktuellen Lage und der Abstandsregeln – die Möglichkeit zu geben, Gottesdienste feiern zu können.

Es wäre unzureichend, nur den Geschäften eine baldige schrittweise Öffnung zu erlauben, die Gotteshäuser aber geschlossen zu halten.

Insbesondere in Zeiten der Krise stellt Glaube bei vielen Menschen einen wichtigen Bestandteil des persönlichen Lebens dar. Die Möglichkeit Gottesdienste zu feiern ist essenziell und muss – nach sorgfältiger Abwägung und unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen – genauso ermöglicht werden, wie die Lockerung im Einzelhandel und in der Wirtschaft.

Darüber hinaus muss die Wiederaufnahme der Kinder- und Jugendarbeit, auch zur Entlastung der Familien, in den weiteren Überlegungen dringend mitgedacht werden. Kinder- und Jugendarbeit kann langfristig nicht nur digital passieren, sondern muss auch im persönlichen Kontakt ermöglicht werden.

Durch gute Jugendarbeit wird Wertebindung, Solidarität und Demokratie gefördert. Nur in analoger Jugendarbeit kann ein Schutzauftrag wahrgenommen werden. Eine funktionsfähige Kinder- und Jugendarbeit ist in der derzeitigen Lage von ganz erheblicher Bedeutung. Gerade für Kinder und Jugendliche in Not sind unsere Angebote – auch im persönlichen Kontakt – Gesundheits- und Lebensschutz.

Vor dem Hintergrund dass die Schulen und Kitas in Köln und weiten Teilen von NRW bereits seit dem 16. März geschlossen sind, standen und stehen viele Eltern und Erziehungsberechtigte in den letzten fünf Wochen vor der enormen Herausforderung Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Frühestens am 4. Mai sollen Schulen teilweise wieder öffnen, allerdings findet der Unterricht weder wie gewohnt, noch für alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen statt. Für viele Erwerbstätige hieß und heißt das, Urlaub nehmen, auf die Kulanz des Arbeitgebers hoffen oder angefallene Arbeit abends oder in der Nacht zu erledigen. Mit Blick auf die kommenden Sommerferien, die erneut sechs Wochen fehlende Betreuung bedeuten, ist die Kinder- und Jugendarbeit in höchstem Maße systemrelevant und unverzichtbar. „Die geplanten Sommerfreizeiten vor allem im Aus- aber auch im Inland stehen auf wackeligen Beinen und müssen vielleicht abgesagt werden. Die Politik muss sich gemeinsam mit den Jugendverbänden – in vielen Kommunen stark vertreten durch den jeweiligen Jugendring – Gedanken über alternative Angebote machen. Die Belastungsgrenze ist erreicht.“, fordert Nadja Agreiter, Vorsitzende der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung.

Der Schutz von Gesundheit und Leben, inklusive der seelischen Gesundheit ist uns wichtig. Von daher rufen wir dazu auf, weiterhin solidarisch zu sein und die erforderlichen Maßnahmen  zu unterstützen. Zum verantwortungsvollen Umgang mit den Risiken in der aktuellen Situation und der stufenweisen Wiederaufnahme von sozialen Kontakten und religiösen Zusammenkünften unterstützen wir die Aktion #maskeauf. Exemplarisch haben wir verschieden Modelle als Upcycling-Produkt zum Selbernähen angefertigt. Dazu bieten wir euch das entsprechenden Material aus unseren T-Shirt Beständen und Nähanleitung für zwei unterschiedliche Modelle. Viel Spaß und Erfolg dabei 

Köln, den 17.04.2020

Nadja Agreiter

(Vorsitzende der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung)

Skip to content